Zwischen See und Schaltkreis - wie cms electronics auf Wachstum setzt

Herr Velmeden, Sie selbst kommen aus Deutschland – was hat Sie und Ihr Unternehmen ursprünglich dazu bewegt, Klagenfurt als Standort für das Wachstum zu wählen?

Die Entscheidung für Klagenfurt als Standort ist eng mit der Geschichte von cms electronics verbunden. Ich kam ursprünglich als Sanierer für die AIK-Gruppe nach Kärnten, die Teile des Philips Bauelementewerks übernommen hatte. Im Jahr 2003 wurde cms electronics durch ein Management Buyout gegründet, bei dem auch zwei Kärntner Partner beteiligt waren. Seitdem hat sich das Unternehmen entschieden, in Klagenfurt zu bleiben, da die Region eine langjährige Tradition in der Elektronikfertigung bietet, Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften gewährleistet und durch ihre strategische Lage in Mitteleuropa überzeugt.

cms electronics ist weltweit aktiv – was macht den Standort Klagenfurt im internationalen Vergleich besonders attraktiv für Ihr Unternehmen?

Klagenfurt bietet eine Kombination aus hoher Lebensqualität – wir sagen nicht umsonst, wir arbeiten, wo andere Urlaub machen -, Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften und einem unterstützenden Unternehmensumfeld. Initiativen und Förderprogramme seitens Kärntens sowie ein starkes Netzwerk innovativer Unternehmen machen den Standort besonders attraktiv. Die zentrale Lage im Alpen-Adria-Raum ermöglicht einfache grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Handel.

In welchen Bereichen ist cms electronics tätig, und welche Rolle spielt dabei insbesondere die Medizintechnik?

cms electronics ist ein führender Fertigungsdienstleister (EMS) für die Elektronikindustrie und bietet Komplettlösungen von der Entwicklung bis zur Serienfertigung. Wir sind in den Hauptbereichen Automotive und Industrieelektronik tätig, wobei wir die Energietechnik auch unter Industrie führen. Die Medizintechnik spielt aufgrund der schwierigen Marktbedingungen leider keine bedeutende Rolle. Um diesen Marktbereich aber voranzutreiben, hat cms electronics die entsprechenden ISO-Zertifizierungen. Weiters haben wir Initiativen wie die Tochterunternehmen pcbwhiz und cms innovates gestartet, die sich auf die frühe Entwicklungsphase neuer Produkte konzentrieren. Dies ist vor allem im Medizinbereich wichtig und ermöglicht uns, unsere Expertise gezielt in Kundenprojekte einzubringen.

Wie entwickelt sich das Unternehmen aktuell weiter, und welche Rolle spielen dabei Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung?

Das Unternehmen setzt auf Angebotserweiterung in den Bereichen Entwicklung neuer innovative Prozesse und Kundenprodukt-Entwicklung und bieten dabei auch Designoptimierung an. Natürlich müssen wir dabei mit unserer Fertigung auf dem neuesten technologischen Stand sein. Dabei wird die Nachhaltigkeit durch energieeffiziente Prozesse und umweltfreundliche Technologien gefördert. Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle bei der Optimierung von Produktionsprozessen, wie etwa durch das AutoStore-System, das eine effiziente Lagerhaltung ermöglicht, oder auch der gesamten digitalen Produktionsplanung.

Gibt es konkrete Pläne für einen Ausbau Ihres Standorts in Klagenfurt? Wenn ja, in welche Richtung?

cms electronics hat bereits die Produktionsfläche in Klagenfurt 2019 verdoppelt und verfügt nun über Wachstumsreserven. Derzeit sind die Möglichkeiten für einen weiteren Ausbau des Standorts Klagenfurt aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage begrenzt. Dennoch setzen wir weiterhin auf Investitionen, die unsere Nachhaltigkeit und Effizienz steigern. Ein Beispiel hierfür ist die Errichtung einer Freiland-Photovoltaikanlage auf unserem Werksgelände, die einen bedeutenden Beitrag zur umweltfreundlichen Energiegewinnung leisten wird. Diese Investition zeigt unser Engagement für eine nachhaltige Zukunft und stärkt unsere Position als verantwortungsvolles Unternehmen in der Region.

Wie beurteilen Sie die Fachkräftesituation in Klagenfurt – und wie gelingt es Ihnen, internationale Talente zu gewinnen und zu integrieren?

Die Fachkräftesituation in Klagenfurt ist positiv dank der dualen Ausbildung sowie Kooperationen mit lokalen Hochschulen wie der Fachhochschule Kärnten und der Alpe-Adria-Universität. Internationale Talente werden durch attraktive Arbeitsbedingungen, hohe Lebensqualität und gezielte Integrationsmaßnahmen gewonnen.

cms electronics kommt dank der qualifizierten Fachkräfte vor Ort gut ohne internationale Talente aus. Unsere Fachkräfte haben aufgrund ihrer Ausbildung eine solide Basis an technischem Know-how.  Damit haben wir eine starke Verbindung zur Region und nutzen erfolgreich die lokalen Ressourcen.

Was würden Sie anderen internationalen Unternehmen oder Investoren raten, die einen Standort in Österreich – oder konkret in Klagenfurt – in Erwägung ziehen?

Klagenfurt bietet eine ideale Kombination aus wirtschaftlicher Attraktivität und hoher Lebensqualität, die sowohl Unternehmen als auch deren Mitarbeiter überzeugt. Die Region verfügt über eine langjährige Tradition in der Industrie und Elektronikfertigung, was ein starkes Fundament an Fachwissen und qualifizierten Arbeitskräften schafft. Durch die duale Ausbildung und die Hochschulen wird eine kontinuierliche Weiterentwicklung des technischen Know-hows gewährleistet.

Darüber hinaus profitieren Unternehmen von einem unterstützenden Umfeld mit Initiativen und Förderprogrammen seitens Kärntens, einem starken Netzwerk innovativer Unternehmen sowie einer exzellenten Infrastruktur und Forschungseinrichtungen. Die strategische Lage in Mitteleuropa erleichtert grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Handel – insbesondere durch die Nähe zu wichtigen Märkten und Lieferanten. Mit der kommenden Koralmbahn wird die Region zudem noch besser an den Baltisch-Adriatischen Korridor angebunden.

Und nicht zuletzt ist die hohe Lebensqualität in Klagenfurt ein entscheidender Faktor.

Für internationale Unternehmen oder Investoren ist Klagenfurt daher ein Standort, der sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch Lebensqualität vereint – eine seltene und wertvolle Kombination.