Seit 80 Jahren Klagenfurter Logistikkompetenz

„Für uns war damals klar, dass wir den Standort in Klagenfurt ausbauen wollen, um die Wertschöpfung hier in der Region zu belassen. Ohne Frage war die Verlockung da in benachbarte Länder zu gehen in denen es möglich gewesen wäre kostengünstiger zu produzieren, doch wir haben uns bewusst für die Stärkung unseres heimischen Standorts entschieden. Somit steht KRAUS für Qualität MADE IN AUSTRIA und das wollen wir auch aus heutiger Sicht so beibehalten. Wir dürfen in einer Region arbeiten und leben in der einige unserer Kunden ihren Urlaub verbringen, das allein spricht schon für sich.“

 

Alexander Wagner MSc

Geschäftsführer KRAUS Betriebsausstattung und Fördertechnik GmbH

 

 

Die KRAUS Betriebsausstattung und Fördertechnik GmbH ist Hersteller von Tragrollen und Spezialist für Motorrollen, Fördertechnik-Komponenten, Hubtische und Betriebsausstattung.

Interview mit Alexander Wagner

CEO KRAUS Betriebsausstattung und Fördertechnik GmbH

Seit mehr als 80 Jahren steht KRAUS für maßgeschneiderte Lösungen im Bereich innerbetrieblicher Waren- und Materiallogistik. Sie selbst sind seit 8 Jahren an Bord und zeichnen für die weitere Entwicklung verantwortlich. Wohin soll die Reise gehen?

Vor etwa acht Jahren haben wir bewusst entschieden, das Unternehmen in Kärntner Hand zu behalten und auf den Verkauf an deutsche Investoren, die starkes Interesse an einer Übernahme gezeigt haben, zu verzichten. Im Gegenzug haben wir gemeinsam mit den Gesellschaftern entschieden, mehr als 30% des damaligen Jahresumsatzes in den Standort zu investieren. Ziel war es, mehr Kapazitäten zu schaffen, die Internationalisierung weiter voranzutreiben, der Digitalisierung noch mehr Augenmerk zu schenken und natürlich neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies hat uns zusätzlich ermöglicht, noch mehr Fokus auf unsere Kernkompetenzen zu legen, ein sehr schlagkräftiges Team zu formen, und gleichzeitig unsere Markstellung auszubauen und Geschäftsbeziehungen in ganz Europa weiterzuentwickeln. Wir sind bei einer Vielzahl von namhaften Industriebetrieben der Partner für Fördertechnik-Komponenten, welche hoch angepasst an die Kundenwünsche gefertigt werden. Dies gibt uns die Möglichkeit als Lösungsanbieter am Markt gewisse Nischen sehr effektiv zu bedienen und auch spezielle Kundenwünsche zu erfüllen.

Sie können auf eine lange Firmengeschichte zurückblicken. Und woher bezieht das Unternehmen eigentlich den Namen Kraus?

Gegründet wurde das Unternehmen 1939 von Dr. Hans Kraus und hat seinen Firmensitz seit 1991 in Klagenfurt am Wörthersee. Im Jahr 2006 erfolgte ein Management-Buy-Out durch Mag. Dieter Wagner und Kollegen. Aus einer Französischen Konzernfirma wurde KRAUS dadurch zu einer Firma mit rein österreichischem Kapital.

Seit 2018 verstärkt Alexander Wagner, Sohn von Herrn Mag. Dieter Wagner das Management Team. Im Jahr 2024 hat er erfolgreich die Geschäftsführung übernommen.

Während Ihrer Ausbildung konnten Sie internationale Erfahrungen sammeln: Sie arbeiteten in unterschiedlichen Ländern, hatten gutdotierte Jobs in aufstrebenden Industrienationen und doch sind Sie heute wieder in Kärnten, in Klagenfurt? Wieso das?

Als junger Mensch hatte ich einfach Lust neue Kulturen und Länder kennenzulernen, möglichst viel Erfahrung zu sammeln und meine Englischkenntnisse zu optimieren. Die Wirtschaftsuniversität Wien hat mir ein Auslandssemester in der Nähe von Chicago ermöglicht, das eine prägende Erfahrung für mich war. Es hat meinen Horizont erweitert und mir eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die Welt weit über Zentraleuropa hinausreicht. Während meines Masterstudiums in Birmingham (UK) und vor allem während meines ersten Jobs bei einem führenden, globalen IT-Unternehmen in Irland, habe ich zunehmend gespürt, dass die Lebensqualität in Klagenfurt doch einzigartig ist. Erst an diesem Punkt habe ich das, was für mich viele Jahre selbstverständlich war, zu schätzen begonnen: Frisches Quellwasser aus der Leitung, unzählige Freizeitmöglichkeiten, egal ob im Sommer oder Winter, ein gut funktionierendes Gesundheitssystem und vor allem Lebensmittelqualität, die ihresgleichen sucht. Natürlich haben mich aber auch meine Familie und Freunde dazu bewogen, wieder nach Klagenfurt zurückzukehren.

Sie investieren stark in Innovation, Digitalisierung und Entwicklung und haben dafür auch bereits Auszeichnungen erhalten. Stichwort Digitaler Zwilling. Erzählen Sie uns davon!

Ich war anfangs im Bereich der Unternehmensentwicklung tätig und wollte vor allem die Digitalisierung vorantreiben. Da unser Sortiment an Tragrollen sehr breit und tief ist, war es für uns schwierig, diese Variantenvielfalt auch unseren Kunden zu vermitteln und zugänglich zu machen. Aus dieser Problemstellung ergab sich dann die Chance, einen Tragrollen-Konfigurator zu entwickeln. Unter dem Motto „Bau deine eigene Tragrolle“ bieten wir Kunden und Interessenten nun die Möglichkeit, unsere Tragrollen virtuell selbst zusammenzustellen bzw. zu konfigurieren und im Anschluss die Engineering-Daten in ihrem jeweiligen CAD-Formaten sowie als 2D Zeichnung herunterzuladen. Der Konfigurator ist in 9 verschiedenen Sprachen verfügbar. Damit ist es uns nicht nur gelungen, unseren bestehenden Kunden ein zusätzliches digitales Service anzubieten, sondern auch kontinuierlich neue Unternehmen in ganz Europa als Kunden zu gewinnen

Bemerkenswert! Wie sehen Sie die Möglichkeiten der Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie das Joanneum Research – Robotics in Klagenfurt?

Die Möglichkeiten sind definitiv da. Vor allem mit dem Joanneum Research und deren Robotics Abteilung sind wir in regem Austausch. Einerseits als Lieferant für spezielle Komponenten im Bereich der Fördertechnik, andererseits stehen sie uns als Ideengeber und Partner zur Seite, um unsere Produktionsprozesse noch effizienter zu gestalten und gleichzeitig unsere Mitarbeiter in der Produktion zu entlasten.

2017 haben Sie den Firmenstandort in der Landeshauptstadt ausgebaut, anstatt im benachbarten Osten zu investieren, wo die Produktionsfaktoren wesentlich günstiger sind. Mit welchen Faktoren konnte Klagenfurt punkten und was haben Sie am Standort noch vor?

Für uns war damals klar, dass wir den Standort in Klagenfurt ausbauen wollen, um die Wertschöpfung hier in der Region zu belassen. Ohne Frage war die Verlockung da, in benachbarte Länder zu gehen, in denen es möglich gewesen wäre, kostengünstiger zu produzieren, doch wir haben uns bewusst für die Stärkung unseres heimischen Standorts entschieden. Somit steht KRAUS für Qualität MADE IN AUSTRIA und das wollen wir auch aus heutiger Sicht so beibehalten. Wir dürfen in einer Region arbeiten und leben, in der einige unserer Kunden ihren Urlaub verbringen, das allein spricht schon für sich.

Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Wir hätten noch freie Ressourcen in puncto Fläche, mal sehen, wie sich die Wirtschaft in Europa in den kommenden Monaten und Jahren entwickelt.

Wie sieht es mit der Personalverfügbarkeit in Klagenfurt aus? Sind Sie zufrieden? Und wie bewerten Sie die Qualität und die Motivation der Mitarbeitenden? Diversität spielt ja in dem Kontext bei Ihnen auch eine große Rolle – welche Chancen sehen Sie in einem kulturell vielfältigen Team?

Wir haben es, aus meiner Sicht, in den letzten Jahren sehr gut geschafft, qualifizierte und auch motivierte Mitarbeiter in das Unternehmen zu integrieren. Derzeit beschäftigen wir Mitarbeiter aus über 15 verschiedenen Nationen und darauf sind wir sehr stolz. Wichtig ist uns dabei, dass es für alle die gleichen Regeln gibt und wir unsere Unternehmenswerte klar kommunizieren und jeden Tag danach trachten uns als Organisation weiterzuentwickeln. Wichtig wird es in Zukunft sein, dass vor allem Österreich als Staat die Weichen dafür legt, dass Zuwanderung selektiver passiert, das Ganze abgestimmt auf den Arbeitsmarkt und die Bedürfnisse der Wirtschaft, und nicht auf Kosten des Sozialsystems und der arbeitenden, fleißigen Bevölkerung. Auch in puncto Integration haben wir als Betrieb gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, unterschiedliche Kulturen zu vereinen und gemeinsam etwas zu schaffen. Dafür braucht es aber, wie bereits erwähnt, klare Spielregeln.

Wo sehen Sie die Vorteile der Landeshauptstadt für ein Unternehmen Ihrer Branche und welche Rahmenbedingungen am Standort sind für den Erfolg Ihres Unternehmens außerdem wichtig?

Wir haben durch die Nähe, vor allem zu Slowenien, doch einige Benefits. In Slowenien gibt es zum Beispiel einige Betriebe, die uns täglich dabei helfen unsere Produkte zu sehr attraktiven Konditionen zu veredeln, das gibt uns definitiv einen Wettbewerbsvorteil zu Marktbegleitern in Deutschland. Bezüglich Rahmenbedingungen würde ich mir wünschen, dass im Bereich der Bildung vermehrt darauf wertgelegt wird, die Lehre attraktiver zu gestalten und auch Kooperationsmöglichkeiten mit der Industrie auf eine unbürokratische Art und Weise zu ermöglichen. Wir schaffen es doch immer wieder, Facharbeiter für uns zu gewinnen, das sollte weiterhin forciert werden. Die Partnerschaft mit der HTL-Lastenstraße gibt uns zudem die Chance, Absolventen für uns zu gewinnen. Diese HTL-Absolventen arbeiten bei uns bereits in vielen unterschiedlichen Abteilungen und auch in Führungspositionen. Es muss nicht immer zwanghaft ein Studium sein, um beruflich weiterzukommen.

 

Unternehmensbeschreibung

Die KRAUS Austria GmbH ist Hersteller von Tragrollen und Spezialist für Motorrollen, Fördertechnik-Komponenten, Hubtische und Betriebsausstattung. Das Unternehmen erzielte im Jahr 2024 mit rund 80 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 19 Millionen Euro.

Pro Jahr werden rund eine Million Tragrollen in über 1500 verschiedenen Varianten in Klagenfurt produziert. Die Exportquote liegt bei über 45 Prozent - den größten ausländischen Marktanteil nimmt dabei Deutschland ein, wo KRAUS flächendeckend vertreten ist. Neben den bestehenden Zielmärkten sind verstärkt Polen, aber auch die Beneluxstaaten im Fokus.

Mehr zu KRAUS auf kraus-austria.com